Freiheit für die Füße
Am Anfang steht schlicht und einfach die Freude ohne Socken und ohne Schuhe den Untergrund auf dem man sich bewegt mit den Füßen wahrzunehmen. Die Füße besitzen ca. 70.000 Nervenenden, sind also dafür gedacht, möglichst viel Rückmeldung ans Gehirn zu geben. Eine feinere Wahrnehmung ist nur an den Händen möglich.
Wenn man Kinder beim Barfußlaufen beobachtet, kann man diese intuitive Freude beobachten, wenn sie über Wiesen, Sand oder Waldboden laufen. Diese Freude kennen auch erwachsene Barfußgänger und fühlen sich dabei wieder mehr als Teil der Natur (bzw. des Ganzen).
Damit lässt sich auch erklären, warum Sherpas im Himalaya auch beim Tragen großer Lasten am liebsten mit ausgelatschten Flips-Flops laufen. So schützen sie sich vor spitzen Steinen und scharfen Kanten ohne jedoch auf ganz die sensitive Rückmeldung der Fußnerven beim Gehen zu verzichten.
Meisterwerk der Evolution
Unsere Füße sind zudem aus, je nach Zählweise, ca. 28 Knochen, 27 Gelenken, etwa 60 Muskeln und einem Band- und Sehnenapparat mit mehr als 100 Sehnen und Bändern aufgebaut. Diese ausgesprochen komplexe Konstruktion ist viel zu schade, sie in Schuhen zu verstecken.
Dieses Meisterwerk der Evolution hat sich im Laufe der Jahrtausende entwickelt, um einen möglichst effektiven aufrechten Gang zu ermöglichen. So zeigen mittlerweile zahlreiche Studien, dass die Verletzungsrate bei Barfußläufern deutlich geringer ist als bei Läufern mit herkömmlichen Laufschuhen. Die US Army-Baylor University stellte beispielsweise fest: "Traditionally shod runners were 3.41 times more likely to report injuries" (zur Studie). Läufer mit traditionellen Schuhen verletzen ich also um den Faktor drei mal häufiger als Läufer mit Barfußschuhen bzw. Barfußläufer.
Die Erklärung dafür liegt im "eingebauten Dämpfungssystem" der menschlichen Anatomie. Die Stoßwelle, die den Körper durchläuft ist mit Schuhen stärker, da bei Barfußläfuern die Dämpfung bereits im Fußgewölbe und im Fußgelenk beginnt.
Im übrigen legt eine gesund Fußstellung die Grundlage für eine gesunde Körperhaltung. Da die einzelnen Gelenke des Körpers wie Zahnräder ineinander greifen, führt beispielsweise eine im Vergleich zu den Zehen erhöhte Ferse zu einer andere Lage des Beckens.
Viele weitere Themen zur Gesundheit des Barfußlaufen haben wir in unserem Artikel "Barfußlaufen ist gesund" zusammengefasst.
Kann jeder Barfußlaufen?
Grundsätzlich kann jeder Mensch Barfußlaufen. Es liegt schließlich in unserer Natur. Auch ist es praktisch fast immer und überall möglich. Einschränkungen gibt es in öffentlichen Gebäuden, Stadthotels, Supermärkten etc. Die Argumente sind meist aus der Luft gegriffen und fußen auf gängigen Überzeugungen zum Thema, die wir an anderer Stelle auflösen wollen.
Ob, wie oft und wie lange sei jedem selbst überlassen. Es gibt Menschen, die versuchen immer ohne Schuhe unterwegs zu sein. Wir halten es etwas pragmatischer und erfreuen uns auch an schönen und vor allem praktischen Barfußschuhen. Sofern man Kundenkontakt hat oder sich zu geschäftliche Besprechungen trifft, kann man sich mit Barfußschuhen peinliche Fragen oder Diskussionen sparen. Trägt man bei solchen Gelegenheiten Zehenschuhe, kann dies umgekehrt auch zu einer angeregten Unterhaltung führen.
Die Umstellung auf Barfußlaufen sollte nicht von heute auf morgen erfolgen, da dieser komplexe Apparat erst wieder trainiert werden muss, um seine Funktionen zu erfüllen. Ein langsames Rantasten über mehrere Wochen und Monate ist sinnvoll. Weniger ist in diesem Fall mehr. Auf diese Weise können sich Muskeln, Sehnen und Bänder wieder an die mittlerweile ungewohnte Belastung gwöhnen.
Es bietet sich auch an zusätzlich Fußgymnastik zu machen, um einerseits gezieltes Aufbautraining zu machen und um anderserseits bestimmte Schwächen (z.B. Knick-, Senk,- Spreizfuß, Hallux valgus) durch ausgewählte Übungen zu überwinden bzw. zu korrigieren.
Man sollte allerdings beachten, dass es diverse Krankheitsbilder gibt, bei denen Barfußlaufen nur nach Absprache mit einem Arzt zu empfehlen ist. Dazu zählen z.B. die Bluterkrankheit oder Pergamenthaut. Beim Barfußlaufen kann es zu kleinen Verletzungen an der Fußsohle kommen, die aber im Allgemeinen unkritisch sind und oftmals gar nicht bemerkt werden. Die Gefahr in scharfkantigen Unrat zu treten ist relativ gering: Erstens wird man bewusster Gehen und so auch die Bodenbeschaffenheit im Augenwinkel registrieren und zweitens dient auch der Tastsinn der Füße der Vorbeugung, so dass entsprechende Materialien oftmals erkannt werden, bevor der Fuß vollständig belastet wird.